Franckf. 6. Julii 1753
Als ich gestern früh Mich zu Einhohlung schliesslicher Resolution zu Hn Kriegsrath von Freytag verfügt, gab Mir derselbe nach einigem Aufenthalt zur Antwort, wie Er nochmahls mit Hn Hofrath Schmidt sprechen müsse ehe Er seine final Erklärung geben könne; Inzwischen wollte Er soviel auf sich nehmen, u. den Hn BMstr ersuchen ad interim die Wache abzunehmen, und dem Mr. de Voltaire zu erlauben freÿ zu gehen u. nach Belieben im Bockshorn zu bleiben, oder in den guldenen Löwen oder sonst wohin zu ziehen.
Dieses referirte sogl. des ältern Hn BMstrs Exc. welche Mir befahlen, den Adjutanten um 2 Uhr zu bestellen, mit welchem ich hernach ins Bockshorn gehen u. obiges mit besorgen helfen sollte. Nachdem nun dieses besorgt, u. um 2 Uhr ins Bockshorn gieng, wohin ich den Hn Lieut. Textor mich anzutreffen bestellt, so eröffnete Mir derselbe wie des Hn BMstrs Exc. Ihm andere Ordre für Mich mitgegeben. Ich sollte nehmlich anforderst noch zu Hn Hofrath Schmidt gehen, u. denselben befragen, ob Er in obige beede von Hn von Freytag eingewilligte Punckten ebenfalls consentirte oder nicht? Ob Er consentire dass man dem Mr. de Voltaire den Degen restituirte? u. endlich: Es hätte Mr. de Voltaire durch seinen Secretaire Colini des Hn BMstrs Exc. wissen lassen, dass HH. von Freytag u. Schmidt zu Ihme kommen wollten, derselbe aber begehre anderst nicht mit Ihnen zu tractiren, als schrifftl. oder aber in praesentia einer Person, welche Ein HochEdler Rath dazu ernennen würde, wozu sich also Er H. Hofrath Schmidt, desfalls erklären wollte? Dieser gab Mir hierauf zur Antwort, dass weil ich Ihn versicherte dass H. v. Freytag die erste beede Punckten nachgegeben, Er meinen Worten glauben, u. solche ebenfalls nachgeben wolle; Was die andere beede Punckten betreffe, müsse Er sich erst mit Hn von Freytag besprechen, beÿ welchem Ich desfalls Antwort hören könnte. Auf Hinterbringung dieser Nachricht bekam von das Ältern Hn BMstrs Hochadel […] die Ordre, mit dem Adjutanten das bereits committirte nunmehro zu vollstrecken, u. die Antwort beÿ Hn von Freytag um 5. Uhr abzuhohlen. Beÿ meiner Retour im Bockshorn hat H. Lieut. Textor die Wacht abgeführt, u. sofort nebst mir u. durch Mich dem Mr. de Voltaire bedeutet, dass Er nun sein Logis verändern könne, wie Er wolle, oder nicht, indem Er in soweit darüber disponiren könne.
Mr de Voltaire bezeigte sich etwas unwillig u. declarirte Mir insonderheit, wie Ihm leid, dass Er sich nicht gleich von Anfangs und 1. Junii unter eines HochEdlen Raths protection begeben, Er habe aber beÿ Erblickung des Hn Dris u. Sen. Rücker anderst nicht geglaubt, als dass Ein HochEdler Rath um alles wisse u. alles selbsten also verordnet.
Um 5. Uhr verfügte Mich demnächst zu Hn Kriegsrath von Freytag, welcher Mich aber biss halb sieben aufhielte, da endl. von Ihm u. Hn Hofrath Schmidt die Antwort erhielte, wie Sie sich wunderten, dass Mr. de Voltaire dem Hn BMstr das Ansinnen wegen Ihrer thun mögen, da Er doch laut der Beÿlage, wovon Ich das originale, von Mr. de Voltaire eigener Hand geschrieben, zurückliefern müssen, ein ganz anderes contestirt. Sie hätten sich auch beÿ Ihm melden lassen, Er aber unter dem praetext seiner Maladie Ihre Visite refusirt. Sie bäten also nur den Hn BMstr, da Sie biss Montag längstens final Resolution gewärtig wären, diesen kurzen Anstand annoch der Sache zu geben, u. biss dahin demselben seinen Degen noch nicht zu restituirn. Mit dem Anfügen, wie Sie hofften, dass Sie biss dahin u. vielleicht nochehender sich finaliter würden erklären könnten. Im übrigen mögte man die Kosten wegen der Wache specificiren, u. wollten Sie solche Zahlen.
Dieses alles habe sowohl des Ältern Hn BMstrs Exc. noch gestern mündl. u. heute anbefohlener massen hiemit schriftl. zu referiren ohnermangelt.
J. J. Difenbach