1753-06-07, de Graf Franz von Freytag à Frederick II, king of Prussia.

Allerdurchlauchtigster grossmachtigster König Allergnädigster König und Herr!

Nachdeme der Hofrath Schmit nach Emden abgereisset; so hat Er mir Einen hiesiegen raths herrn Nahmens Rücker; welcher in ansehung des reformirten kirchen wesen, sich zimlich preussisch anstellet; auch derjenige gewesen, welcher mir dahier die general collecte vor die verunglückten bresslauer aufgewürcket, zum beystandt mit meiner bewilligung, bis auf weitere königl allerhöchste ordre, substituiret; da aber unterdesen der v Voltaire gestern hier eingetroffen; so habe mich mit besagtem Senatore Rücker, unnd mit dem hier auf werbung liegenden lieutenant v Brettwiz, allemannischen Regiments, zu dem v Voltaire verfüget; nach gemachter Politesse eröfnete Ihme Ew. königl Majestat allergnädigste willens meinung, Er wurde sehr bestürzet; thate die augen zu, unnd lehnte sich hinten an den Stuhl; Ich hatte Ihme nur von denen pappieren gesprochen unnd da er sich recolligiret, so liesse Er seinen beÿ sich habenden amÿ Coligni den ich heissen einen abtritt zu nehmen in das zimer komen; unnd eröfnete mir 2 coffres, eine grosse chatoulle unnd 2 portefeuilles, Er machte 1000 contestationes von seiner fidélité gegen Ew k. M., wurde widder zimlich schwach wie Er den wie Ein Scelete aussiehet beÿ dem ersten coffre fande ich gleich beygehendes sub a also eingewickeltes unnd uberschriebenes paquet; welches ich ohne es zu erofnen dem officier zur verwahrung einhändigte, die übrige visitation hat von 9 uhr morgends bis 5 nachmittag gedauret; unnd habe weiter nichts als ein poeme, welches er mir nicht gerne lassen wolte; unnd welches ich mit in das paquet gethan, gefunden hierauf liese das paquet sub A: vom dem Senatore petschiren, und ich druckte ebenfals mein Signet drauf, ich fragte Ihn auf seine Ehre, ob Er sonsten nichts hätte; so contestirte Er heillig quod non; nun kamen wir auf das buch oevres de poesies, das sagte Er, hätte Er in einem grossen verschlag; Er wüste nicht ob Er zu Leipzig oder Hamburg were; hierauf declarirte Ihme dass ich Ihn ohne diesen verschlag zu haben von hier nicht weg lassen könte; Er thate hundert vorschläge; um Ihn fort zu lassen Er müste die bäder brauchen; sonst were der todt vor Ihn gewiss; unnd da ich die Sache nicht gerne vor den rath komen lasen wolte, absonderlich weil Er sich noch würckl. unnd auch bey mir, vor einen gentilhome de Chambre von Frankreiss ausgiebet, bey welchen umständen der magistrat bey arrestirungen viele difficultæten macht; so bin Endlich dahin mit Ihme conveniret, das Er bis zu anlangung oben ermelten ballots von Hamburg oder Leipzig, an dem hause wo Er jetzo sich befindet, im haus arrest verbleiben; unnd nur zu meiner sicherheit, 2 paqueten von seinen pappieren, so wie sie auf dem tisch lagen verpittschirter einhändigen solte; auch mir den sub Ab. angeschlosenen revers ausstelte; bey dem hauswirth welcher einen bruder in Ew k. M. dienste hat, unnd unter Rochau als lieutenant stehet, nahmens Hoppe, habe solche vorkehrungen getrofen, dass Er mit seinen habschaften, nicht wird weg komen können; unnd fals ich Ihme auch etl grenadiers zur wache geben lassen wolte; so sinnd doch die hiesiege militair anstalten so beschafen, dass ich mehr auf dessen parole; welche Er mit einem Eydt bekraftiget, als auf die wache reflectire; weil Er sich in der that schwach unnd Elendt befindet, so habe Ihme den hiesiegen ersten stattphysicum zur pflege übergeben, Ihme auch oferiret mit Ihme in gärthen spatzieren zu fahren; auch sonsten meinen keller unnd was in meinem haus ist zu seinen diensten dargebotten; worauf ich Ihn zimlich tranquil und getrostet hinterlassen, nachdeme Er mir zuvor, den schlüssel, unnd den orden nebst dem bandt, uberliefert.

Noch den nemlichen abendt um sieben uhr, schicket Er mir das camer herrn decret sub c; unnd diesen morgen, noch ein konigl schreiben mit einem billet sub d.; welches Er unter dem tisch gefunden zu haben vorgiebet. Ich kan nicht wissen wie viel coffres er noch habe, unnd da ich gar nicht weiss, was ich suchen solle ob es viel oder wenig so were wohl am füglichsten wen Ein konigl Secretaire hierher käme, der Eine genauere untersuchung anstellen könte; zu mahlen da ich Ew k. M. allerhöchste eigene hand gar nicht kenne.

Zu letzt hat Er an seinen comissionaire in meinem beyseÿn nach Leipzig geschrieben; dass eingangs erwehnter ballots an mich spediret werden solte; unnd bathe mich an Ew k. M. geheimden Camerer v Fredersdorf zu schreiben; damit Er hier nicht länger aufgehalten würde; Er wolte auch dass ich dieses p Estaphet fort schicken mögte; da mir aber bereits schon drey l. d'or an unkosten drauf gegangen, so habe mich der ordinaren post bedienet; in devotestem respect beharre

Ew konigl Majestæt

Ich habe Ihme ein reçu wegen dessen mir behändigten 2 paquetes Scripturen ausgestellet; auch auf sein inständiges anhalten, ein billet an Ihn gefertiget welches Er zur consolation an seine niece schicken wolten; worin ich Ihme versprach, dass Er nach anlangung des leipziger ballots nicht länger aufgehalten werden solte.